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Treffen 2022

Unsere Treffen
Unser Treffen in Trier
13. - 14. September 2022

von Oberst a.D. Eckard Wiegand


Trier - Augusta Treverorum - endlich 2022 statt ursprünglich 2021 -
Beim unserem diesjährigen Treffen kam endlich Trier als Veranstaltungsort zum Zuge. Über viele Jahre Standort "unseres" Fernmeldebereich 70. Neben seinen Verbandsangehörigen, unseren "Aufklärern", erinnert sich vielleicht mancher Radarführer noch an das eigens abgeschirmte Telefon in den CRCs, mit denen wir verschlüsselte Telefonate mit PERLE führen konnten, um Informationen zu erhalten, welche wir ergänzend für unsere eigene Lagebeurteilung benötigten. Oft war das sehr hilfreich, gelegentlich aber war auch PERLE "blank".
So erinnerte ich mich beim Schreiben dieses Berichts an eine Feiertagsschicht in den Weih- nachtstagen 1979 als Wachführer der Alpha-Crew und Luftlageoffizier in Erndtebrück, als nachmittags plötzlich der "Himmel über der DDR voller Eisen hing" - full manning!, full docu- mentation! Wir telefonierten mit PERLE, aber unsere Kameraden dort hatten keine Erklärung für die äußerst ungewöhnlichen Aktivitäten. Auch die Integrierte NATO-LV konnte nicht liefern!

Nach extrem angespannten Stunden klärte sich die Lage gegen Abend auf: in den Fernseh- nachrichten wurde über den am Tage erfolgten Einmarsch der Russen in Afghanistan berichtet. Aufatmen, Aufheben der Gefechtsstationen, "back to normal operations", Abarbeiten des Reportings.
Nach meiner persönlichen Einschätzung war das ein koordiniertes Manöver, um die westliche Aufklärung hier zu binden und vom eigentlichen Vorhaben in Afghanistan abzulenken. Vielleicht sind auch diese spannenden, als bedrohlich empfundenen Stunden für unsere "Zeitzeugenberichte" geeignet.

Eigentlich wollten wir schon 2021 in Trier gewesen sein; nach dem Treffen in Dresden 2019 war für 2020 Fürsty vorgesehen; vorsorglich wurden bereits früh vor-Ort-Erkundungen in Trier vorgenommen, entsprechende Vereinbarungen getroffen. Die "Barmherzigen Brüder" verspra- chen, ihrem Credo folgend, Aufnahme (es konnte in Trier kein anderer geeigneter Tagungsort gefunden werden). Sie waren es auch, die Wort hielten als wir nach einem Jahr Verspätung wieder an die Pforte klopften - denn nach Corona-bedingter Verschiebung und Nachholens des Fürsty-Treffens 2021 "rutschten" wir mit Trier in das Jahr 2022. Die Hoteliers waren da unbarm- herziger und fühlten sich an die früheren Absprachen nicht mehr gebunden, was es dem Organisationsteam nicht leichter gemacht hat. Daraus erklärt sich auch die Lage unserer Quartiere.
Dienstag, 13. September 2022, Albertus-Magnus-Saal
 
 
Im ehemaligen Klostertrakt des Brüder-Krankenhaus, am Ende eines für manche mit zunehmendem Alter länger werdenden Flures, wurden wir von den Frauen Webels,  und Sorge-Ploeger am Meldekopf wie gewohnt empfangen. Manche Teilnehmer unseres Treffens hatten einen längeren Verbleib in Trier eingeplant, weil es dort so viele Sehenswürdigkeiten gibt und ganz aktuell die einzigartige, aber bis Ende November befristete Sonderausstellung "Untergang des Römischen Reiches" in drei Museen stattfand. So fand sich auch bereits am Vorabend die eine oder andere Gruppe bereits zu geselliger Runde zusammen - u.a. im Trierer Traditionsgasthaus "Glocke - wo man trotz vorheriger Absprachen eine gewisse im linksrheinischen früheren römischen "Besatzungsgebiet" öfters zu beobachtende "besondere Zuverlässigkeit" vermerkte.
Nach einem deftigen Gemüseeintopf als Mittagsimbiss gingen die Damen ihre eigenen Wege, während unser Sprecher, GenLt a.D. Ploeger, 82 Teilnehmer, darunter auch Neuteilnehmer (Damen eingerechnet), begrüßen und in das Programm einweisen konnte. Eigentlich wären wir etwa 100 gewesen, aber wenn man unser Durchschnittsalter bedenkt, sind kurzfristige Absagen verständlich. Zudem grassierte Corona- Omikron! Mit Freude und als Anerkennung für unsere Gemeinschaft verstanden, wurden fünf Kameraden im Generalsrang begrüßt, plus zwei aktive als Vortragende. Eine solche "Generalsdichte" konnten wir m.W. bisher noch nicht verzeichnen!
Guter Tradition folgend wurde mit namentlichem Aufruf und Gedenkminute unserer seit dem letzten Treffen 47 verstorbenen Kameraden gedacht - jeder von uns kannte einen oder mehrere von ihnen und gemeinsame Erlebnisse mit ihnen zogen wieder am inneren Auge vorbei.
Weiter ging es mit dem schon für Fürsty vorgesehenen Zeitzeugenbericht unseres ehemaligen Sprechers, GenMaj a.D. Siegfried Poschwatta "Offizierausbildung in der Luftwaffe 1958".

Beim Treffen in Fürstenfeldbruck wurde mit Spannung dieser Vortrag erwartet, passte er doch zu Standort, zum Gastgeber OSLw und zu unseren eigenen Erlebnissen dazu, zumeist in Fürsty. However: unser Zeitzeuge konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen. Diesmal aber klappte es.
Im Mai 1956 in die Luftwaffe eingerückt (beim Vortrag ergab sich, dass mit OberstLt a.D. Wittmer ein weiterer Kamerad aus jenen Tagen anwesend war), gehört er zu den ganz frühen Soldaten unserer Luftwaffe, denn in 1955 waren überhaupt die ersten Soldaten der Bundeswehr zum Dienst angetreten, und der Begrüßungsappell für die ersten 1.500 neuen Rekruten der Bundeswehr mit Adenauer in Andernach lag erst fünf Monate zurück. Die Aufstellung der westdeutschen Streitkräfte fand in mehrfacher Hinsicht unter nach heutigen Maßstäben schwer vorstellbaren Rahmenbedingungen statt. Das Chaos des Kriegsendes lag erst 10 Jahre zurück; ein großer Teil von Politik und Gesellschaft lehnte eine deutsche Wiederbewaffnung ab. Andererseits war die westliche Welt durch den "Eisernen Vorhang", den "Kalten Krieg" und den Korea-Krieg 1950 wachgerüttelt und deren Erwartung an die Bundesrepublik zu einem militärischen Beitrag in der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft fiel bei Kanzler Adenauer auf fruchtbaren Boden. Im Geheimen wurde ab 1950 im Kloster Himmerod zu Fragen der Aufstellung einer "Wehrmacht" (der Begriff Bundeswehr war noch nicht gefunden) gearbeitet.

Schließlich wurde das Grundgesetz zur Aufstellung von Streitkräften erweitert und im Mai 1955 die Bundesrepublik, anfangs ohne nennenswerte Truppen, in die NATO aufgenommen. Mit "heißer Nadel" wurden die unverzichtbaren Grundlagen Soldatengesetz und Soldatenbe- soldungsgesetz rechtzeitig vor Einberufung der ersten Soldaten "gestrickt". An eine Wehrdisziplinarordnung oder gar eine Wehrbeschwerdeordnung und viele andere Regelwerke war noch nicht zu denken.
Unter diesen Umständen traten ab Dezember 1955 die ersten 6.000 Männer, Heer in Andernach, Marine in Wilhelmshaven und Luftwaffe in Nörvenich ihren Dienst an. Unser Zeitzeuge war ab Mai 1956 als Offizier-/Pilotenanwärter, zunächst in Nörvenich, mit dabei. In der entstehenden Luftwaffe wurde die Parole ausgegeben: Wir brauchen Piloten, Piloten, Piloten. Möglichst viele der neu Eingetretenen sollten Flugzeugführer werden! So erklärt sich die anfängliche Aufstel- lungsgliederung der Lw in die 1. Kompanie (Lehrkp.) in Nörvenich (nach nur 6 Monaten im Sommer 1956 nach in Appen/ Uetersen verlegt) und in eine Lehrgruppe an den Standorten Fürstenfeldbruck, Landsberg und Kaufbeuren. Sie hatte den den Auftrag, schnellstmög- lich die Grundlagenausbildung der Flieger für die weiterführende Ausbildung bei der britischen, kanadischen und amerikanischen Luftwaffe zu schaffen.

Noch in 1956 wurde auch in Fassberg die Offizierschule der Lw aufgestellt. Wer glaubte, sich dort an einer wohl organisierten Ausbildungsstätte zu melden, irrte. Die ersten "Ausbildungsschritte" bestanden darin, Stuben zu möblieren und vieles andere zu erledigen, um überhaupt die Aufnahmefähigkeit und einen ersten Dienstbetrieb zu ermöglichen. Klar war, hier sollten junge Offiziere zur Führung von Zügen, Kompanien ausgebildet werden. Ausbildungsinhalte waren aber noch nicht oder nur grob definiert, Vorschriften nicht geschrieben oder vorhanden und das Ausbildungspersonal selbst kaum auf seine Aufgaben vorbereitet. Ge- rade die Vielschichtigkeit des "Stammpersonals" verdeutlicht die Ausgangslage. Da waren Kriegsgediente, z. T. hochdekoriert neben Ungedienten aus allen Bevölkerungsschichten und Berufen, Studenten, Überwechsler von BGS, Polizei, Zoll, und eines verband sie: die Unklarheit über Lehrpläne, einheitliche Ausbildungsziele etc. Gerade bei dem damals noch sehr nebulösen Ausbildungsthema "Innere Führung" gingen die Meinungen stark auseinander. Die Ausbildungsinhalte wurden kaum gelehrt, Abneigungen gegen das The- ma waren weit verbreitet: "Baudissin brauchen wir nicht, ...InFü wollen wir nicht, ...wir wollen Soldaten, Kämpfer, Piloten ...,".

Wenn auch die theoretische Ausbildung jener Tage im Rückblick als schwach zu bezeichnen ist, so war doch die infanteristische Ausbildung recht ordentlich, da waren erfahrene Ausbilder vorhanden. Man lernte viel untereinander und voneinander. Bezeichnend für die Zeit ist auch, dass die Lehrgangsteilnehmer ihren Lehrgruppen- oder gar Schulkommandeur nie zu Gesicht bekamen.

Auch die Kultur von "Stil und Form" war wenig ausgeprägt: Die Beförderung zum Fähnrich bekam man auf den Tisch gelegt, die Leutnante wurden (immerhin durch den 1. Inspekteur der Luftwaffe, GenLt Kammhuber) beim Mittagessen zwischen Vorspeise und Hauptgang befördert.
 
 
Das Fazit aus berufenem Munde: Die Offizierausbildung 1956 lässt sich wegen der besonderen Bedingungen überhaupt nicht mit der heutigen vergleichen!
In eine völlig andere Dimension führte uns GenMaj Michael Traut, Kommandeur Weltraumkommando der Bundeswehr, mit seinem Vortrag "A Day without Space - geht das überhaupt? Das WRKdoBw stellt sich vor".
Von der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, beschäftigt sich die Bw seit geraumer Zeit mit dem oberhalb des fliegerisch nutzbaren Luftraums, dem "nutzbaren" Weltraum – jenseits der „Karman-Linie“ bei 100 km. Wie aus dem Vortragstitel zu erahnen, hat die Nutzung des Weltraums mittels Satelliten und anderer Raumfahrzeuge in den letzten Jahrzehnten Dimensionen erreicht, die existentiell für alle Volkswirtschaf- ten, Streitkräfte, Verkehr, Handel, Kommunikation usw. sind und sogar in allen unseren Lebensbereichen eine - oft unbekannte - Rolle spielen.
 
 

 
 

Seit etwa 10 Jahren widmete sich die Luftwaffe bereits der Bedeutung des Weltraums durch den Betrieb eines Ressort-gemeinsamen Weltraumlagezentrums (Uedem). Dessen Lageerstellung und -führung dient dem Schutz eigener Raumfahrtsysteme und deren Infrastruktur, dem Schutz von Bevölkerung und Territorium und der Unterstützung eigener Einsatzkontingente. Angesichts der weiter zunehmenden Bedeutung des Weltraumes, aber auch der erkennbar steigenden Bedrohung aus dem Weltraum und Gefahrenabwehr reagierte die Bundeswehr im Juli 2021 mit der Aufstellung des WRKdo in Uedem, so wie es bei anderen Partnern (USA: 2019 Space Force, FRA: 2019 Space Command, GBR: 2021 RAF Space Command) z.T. bereits erfolgt war.
Derzeit dienen im WRKdoBw als TSK-gemeinsame Dienststelle in der Lw etwa 50 Personen; in der Ziel- struktur sollen es rund 250 werden. Neben der Schaffung von erforderlicher Infrastruktur und Entwicklung von Arbeitstrukturen und -verfahren ist die Gewinnung des geeigneten Personals und dessen Ausbildung die große Herausforderung der nächsten Jahre.
Der nun erweiterte Auftrag sorgt gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern für einen freien Zugang Deutschlands zum Weltraum, das diesen mit eigenen Systemen uneingeschränkt nutzen kann und die deutsche Handlungsfähigkeit im Weltraum gestärkt wird. Das WRKdoBw trägt damit u.a. der zunehmenden Abhängigkeit auch der Bw von weltraumgestützten Daten und Diensten Rechnung.
Zu den konkreten Aufgaben des WRKdo gehören neben der Führung einer Weltraumlage bspw. Berichterstattung und Beratung, die Herausgabe von Warnmeldungen an die politische und militärische Führung, an Einsatzkontingente und Katastrophenschutzbehörden bei Welt- raumsicherheitsvorkommnissen wie Kollisionen von Satelliten und Welt- raumschrott, Weltraumwetterphänomenen, Wiedereintritt von Raumkörpern, Störungen von Satellitenkommunikation usw..
All das erfordert eine globale Verfolgung der Weltraumsituation, die trotz ansatzweiser Verfügbarkeit deutscher Sensorik (GESTRA bei Koblenz, TIRA bei Wachtberg) überwiegend von Weltraumdatenbanken und Weltraumbeobachtungsmöglichkeiten befreundeter Nationen abhängig ist. Der Ausbau und die Pflege dieser Verbindungen mit den Partnern und die Sicherstellung der Anschlussfähigkeit an Verbündete, aber auch die Zusammenarbeit mit deutschen Ressorts/ Dienststellen und Forschungseinrichtungen (z.B. DLR) bleiben daher zukünftig die Herausforderungen.
Aus dem sehr anschaulichen und spannenden Vortrag, der hier nicht in allen Facetten wiedergegeben werden kann, möchte ich einige "Facts and Figures" herausheben, die uns ein Stück der "Dimension Weltraum" näher bringen. Die zivile wie militärische Welt ist in fast allen Lebenslagen vom Weltraum mit seinen fast unzähligen Objekten abhängig: Das betrifft alle weltweit verwendeten Navigationssysteme, selbst der Bauer beackert seine Felder mittlerweile mit Navi-Unterstützung und weite Bereiche der Kommunikation Sprache/ Daten, Luftfahrt, Flugsicherheit, Wettervorhersagen sind betroffen.

Die weltweite Logistik oder Geoinformationssysteme sind ohne Satellitenunterstützung nicht denkbar, Beobachtungen der Erdoberfläche zu verschiedensten Zwecken beinahe unmöglich. Ohne das präzise Zeitsignal aus dem Weltraum funktionieren keine Geldautomaten, und Banküberweisungen und Börsen kämen aus dem Gleichschritt. Auch die Energieversorgung, z.B. die bedarfsgerechte Steuerung von Stromnetzen wäre nicht gewährleistet. Man erinnert sich vielleicht noch, dass just am 24.2.2022 etwa 6.500 Windkraftanlagen in Mitteleuropa plötzlich nicht gesteuert werden konnten, weil entsprechende Satelliten gestört waren. Wie bald klar wurde, sollte durch gezielte Hackerangriffe die Internetnutzung der Ukraine blockiert werden. Als "Kollateralschaden" war auch Windkraftanlagensteuerung außer Gefecht gesetzt.
Wenn man bedenkt, dass sich mindestens 23.605 Objekte größer als 10 cm und ca. 700.000 größer als 1 cm (die kleineren sind unzählbar), zumeist Weltraumschrott, unkontrolliert im All auf unterschiedlichen Umlaufbahnen mit Geschwindigkeiten von ca. 7,5 km pro Sekunde bewegen dann wird deutlich, welche Gefahr für die bemannte und unbemannte Raumfahrt, wie auch für den erdnahen Luftraum und die Erde selbst besteht. Von den Objekten größer 10 cm sind Stand 2021 etwa 5.000 aktive Satelliten. Wie gefahrlos konnte sich da 1957 "Sputnik" als einziges fremdes Objekt im Weltall bewegen!
Und die Anzahl der Objekte im Weltall steigt rasant: Nicht nur Musks Starlink-Kommunikationssatelliten wurden/ werden in kurzen Interval- len zu Hunderten im Weltraum ausgesetzt, sondern eine steigende Anzahl von Firmen nutzt preisgünstige Kleinsatelliten für ihre Zwecke (die Beförderung von 1 kg Nutzlast in den "Low Earth Orbit" kostet heute nur noch 1/10 ggü. vor 10 Jahren).
Diese "Verkehrsdichte" schlägt sich auch in "Annäherungsmeldungen" nieder: waren es z.B. 2019 noch 530.482, so steigerten sie sich in 2020 auf 654.849! Dann wird der kritische Beobachter schon sehr nach- denklich, als im November die Nachricht um die Welt ging, dass bei einem russischen Raketentest der eigene Satellit Kosmos 1408 "zufällig" (aber immerhin mit NOTAM angekündigt) von einer ballistischen Rakete getroffen wurde und dabei ca. 1.500 detektierbare Trümmerteile entstanden. Auch China hat schon solche Tests (allerdings ohne jede Vorwarnung) durchgeführt.

Im Fazit bleibt festzuhalten: Moderne Gesellschaften sind von der Nutzung des Weltraums essentiell abhängig und die nachhaltige, sichere Weltraumnutzung hat strategische Relevanz. Das gilt auch für die Streitkräfte. Die Zahl der Akteure im für uns relevanten Weltraum steigt weiter und bedarf der ständigen Überwachung hinsichtlich Gefahren für Erde und Raumfahrt. Darüber hinaus sind für die Sicherheit im Weltraum, nach der im Vortrag gewonnenen Erkenntnis, dass "Ein Tag ohne Weltraum" überhaupt nicht mehr denkbar ist, große nationale ressort-gemeinsame Anstrengungen und auch im globalen Rahmen reguliertes Handeln erforderlich. Dabei sind beide Bereiche, Space Safety (Flugsicherheit aktiver Satelliten im Sinne von Flugsicherung) und Space Security (Schutz der eigenen Satelliten gegen Störungen und Angriffe) zu berück- sichtigen. Und einfach wird das nicht sein, weil die Weltraumnutzung so gut wie nicht durch verbindliche internationale Absprachen geordnet ist bzw. Regeln, wie sie bei Luft- und Schifffahrt selbstverständlich sind, nicht existieren. Die scherzhafte Bemerkung des Vortragenden: "... der Weltraum ist der Wilde Westen von heute ..." wird lange im Gedächtnis haften. Die Anregung des Referenten, sich einmal die hochinteressante Homepage des WRKdoBw "whatsin.space" anzuschauen, wird hier nachdrücklich empfohlen. Sie werden staunen!
"Was macht eigentlich ... das Luftfahrtamt der Bundeswehr?" lautete das Thema des nächsten Vortrags, vorgetragen vom Amtschef des LufABw, GenMaj Dr. Jan Kuebart.

Auch mit diesem Thema wurde für manchen Zuhörer Neuland betreten, obwohl die Anfänge des LufABw bereits bis 2014/2015 zurückgehen. Es ist die dem BMVg (Generalinspekteur) direkt unterstellte nationale militärische Luftfahrtbehörde, in der für den Bereich der Bundeswehr gebündelt und umfassend alle den militärischen Flugbetrieb betreffenden Angelegenheiten bearbeitet werden. Das Amt wurde aufgestellt, um die vorher auf mehrere Dienststellen bei unterschiedlichen Kommandobehörden verteilten Zuständigkeiten unter einem Dach zusammen zu führen.
So ergibt sich eine breite Vielfalt von Aufgaben, die alle dem obersten Gebot dienen, dass alle Luftfahrzeuge, die die Bw betreibt, sicher und konform mit allen relevanten Gesetzesgrundlagen, Standards, Auflagen usw. fliegen können und dürfen. Dies bezieht sich nicht nur auf fliegendes oder Bodengerät, sondern umfasst auch Personal, Verfahren, Vorschriftenwesen u.v.a.m.
Dementsprechend ergibt sich die Gliederung des Amtes in sechs verschiedene Abteilungen:

Alle Angelegenheiten grundsätzlicher Art, wie Planung, Zusammenarbeit zwischen militäri- schem und zivilem Bereich, Prüfungs- und Zulassungswesen, Flug- und technischer Betrieb und luftrechtliche Fragen obliegen der Abteilung 1.

Die 2. Abteilung bearbeitet alle Aufgaben des Zulassungswesens, denn nach dem Luftfahrtgesetz dürfen Luftfahrzeuge den deutschen Luftraum nur mit einer Zulassung befliegen, welche für neues oder verändertes Fluggerät eine Prüfung auf Verkehrssicherheit und Lufttüchtigkeit voraussetzt und in Musterzulassungen mündet. Erst dann erteilt das LufABw eine Verkehrszulassung.

Die Abteilung 3 - Betrieb - überwacht/bearbeitet alle flugbetrieblichen Themenkomplexe. Hier geht es u.a. um Fliegerische Standardisierung, Flugwetter- und Flugberatungswesen, Regelungen für Brandschutz und Gefahrgutvorschriften im Flugbetrieb, SAR-Angelegenheiten. Auch regulatorische Grundlagen für den Flugführungsdienst (EinsFüDst, MilFS, Streitkräftegemeinsame Takt. Feuerunterstützung -STF-) sind hier angesiedelt. Die Abteilung berät ferner auch bei Bauvorhaben, die die Flugsicherheit beinträchtigen können (z.B. Schutzbereichsfragen in der Nähe von Radaren). Auch das Dauerthema Fluglärmbeschwerden wird hier bearbeitet.
Abteilung 4: Organisationen, Einrichtungen, Betriebe und Personal der Luftfahrt, die erlaubnispflichtige Aufgaben durchführen, unterliegen behördlicher Aufsicht. Diese erfolgt in der Abteilung 4 durch entsprechende Prüfung von Verfahren, Prozessen, Standards usw. deutscher wie fremder Firmen, Betriebe und Organisationen. Auch die Lizenzierung von Personal, das luftrechtlich relevante Tätigkeiten ausführt, erfolgt hier. Das gilt für Flugzeugführer wie Techniker, für Prüf- und Ausbildungspersonal in vielen Bereichen, aber auch für lizenziertes Personal des Flugführungsdienstes.

Die Abteilung General Flugsicherheit sorgt durch Schaffen von Grundlagen und Vorschriften für die Sicherheit im militärischen Luftverkehr. Die erfolgt u.a. durch Flugsicher- heitsinspizierungen bei den militärischen Flugbetriebseinheiten sowie bei Instandhaltungs- und Ausbildungseinrichtungen der Bw. Ebenso obliegt dem GenFlSichBw die Überprüfung, Überwachung und Aktualisierung der für die Flugsicherheit erlassenen Vorschriften. Kernaufgabe ist aber die Untersuchung von Zwischen- und Unfällen im Flugbetrieb der Bw.

Die Abteilung Generalarzt Flugmedizin als kleinste Abteilung im Amt erarbeitet flugmedizinische Tauglichkeitskriterien für die Begutachtung und für die Flugphysiologie, denen nicht nur fliegendes Personal, sondern auch lizenziertes Betriebspersonal (in angepasster Form) des Flugführungsdienstes unterworfen sind. Zugleich werden hier die übrigen Abteilungen in allen flugmedizinischen Fragen beraten.

Zur Erfüllung des weit gespannten Aufgabenfeldes stehen dem LufABw knapp 400 Dienstposten zur Verfügung. 62 % davon sind militärische und 38 % zivile DP. Nicht ohne Stolz wurde vorgetragen, dass der Personalkörper insgesamt hochqualifiziert ist - z.B. sind 44% Akademiker und über 40 DP werden durch Luftfahrzeugführer wahrgenommen.
Am Beispiel aktueller Bearbeitungsschwerpunkte wurde deutlich, wie vielfältig das "Portfolio" des LufABw ist und letztlich fast alle Beschaffungsvorhaben von Luftfahrzeugen und deren fliegendes wie bodengestütztes Zubehör seine Vor- und Mitarbeit unverzichtbar machen. So stecken hinter den Schlagworten CH 47, HERON TP, MALE, EUROHAWK, Next Generation Weapon System, F 35 umfangreiche aktuelle Arbeitsfelder der Zulassungsbehörde und solche der nächsten Jahre. Auch der Flugführungsdienst erfordert umfangreiche Unterstützung, bedenkt man die Beschaffung zukünftiger Radare, die Erneuerung der veralteten Funktechnik, Anpassung der Bodenführungssysteme oder die Überlegungen zu Remote Towers.
Immerhin ist tröstlich, dass die Bw das Recht hat, Ausnahmen von den Grenzen der Regulierung und Zulassung nach Gesetz und Vorschriften zu erteilen, um den besonderen militärischen Anforderungen zu genügen.
In der abschließenden Diskussion wurde an Beispielen die Komplexität von Zulassungs- vorgängen, Verfahren und Regulierungen deutlich, wie schwierig es ist, ein Luftfahrzeug im europäischen Luftraum zum Fliegen zu bringen. Eine enge Zusammenarbeit mit Zulassungsbehörden der Herstellungsländer von Luftfahrzeugen, europäischen Agenturen und Luftfahrtbehörden (EASA u.a.) und deutschen Dienststellen/ Einrichtungen, wie z.B. BAIN, DLR, DFS, Bundesluftfahrtamt ist daher ein Muss. So erscheint durchaus fraglich, ob schnelle Modernisierungsvorhaben der Luftwaffe möglich sind, z.B. F 35 - in vielen Bereichen "Neuland", von der Errichtung zertifizierter Infrastruktur bis zum Lfz selbst, über Hard- und Softwarezulassungen, Verfahren, Subsysteme usw.

Zusammenfassend nahmen wir auch mit, dass im LufA die in früheren Zeiten auf viele Bereiche verteilten Zuständigkeiten unter "einem Dach" zusammen geführt wurden. Das LufABw erscheint daher "gefühlt" als die Bw-Dienststelle mit den meisten Außenbeziehungen.
Damenprogramm
Zeitgleich zu den Informationsvorträgen erkundeten die Damen ausgewählte Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt. Vom Treffpunkt und ersten Besichtigungspunkt Porta Nigra, dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, ging es in zwei Gruppen per Pedes zum Denkmal des "weltweit bekanntesten Sohn Triers", der Karl-Marx-Statue, wenige Meter abseits der Fußgängerzone. Die wohl jüngste Sehenswürdigkeit, die Trier zu bieten hat, ist ein Geschenk der Volksrepublik China an die Geburtsstadt Marx`. Der Schenkung waren lange, z.T. heftige Diskussionen von Stadtrat und Bürgern vorangegangen, weil die Stifter sich eine deutlich größere Statue und einen repräsentativeren Aufstellungsort gewünscht hatten - alles stand "auf Spitz und Knopf". Die Stadtväter trafen eine m.E. kluge Entscheidung, als sie den Aufstellungsort wählten und die Höhe des Denkmals "deckelten". Ob auch die "Marx-Männchen" der Fußgängerampeln nahebei, vielleicht auch nur das Rot-Symbol, ebenfalls gesponsort wurden, konnte nicht geklärt werden.
 
 
Durch die Fußgängerzone mit ihren z.T. aufwendig restaurierten prachtvollen Bürgerhäusern führte der Weg über den Hauptmarkt mit seinem auf römischer Säule errichteten Marktkreuz und dem Markt-(Petrus-) brunnen zum Dom Sankt Peter, dessen Baubeginn um 240 n.Chr. datiert wird. Vor dem Eingang beeindruckt eine mächtige liegende Säule aus römischer Zeit und auch das Gemäuer des Doms lässt, u.a. anhand der verwendeten Ziegel, römischen Ursprung erkennen. Nicht nur die Trierer reklamieren für sich, die älteste Stadt auf deutschem Boden zu sein, auch der Dom gilt als älteste Kirche Deutschlands. Mit seiner Heilig-Rock-Kapelle als Aufbewahrungsort des im 4. Jhdt. durch St. Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, beschafften Gewandes Jesu ist der Dom weltbekannt. Das Innere des Gotteshauses wirkt eher schlicht, sieht man von den reich verzierten Altären und Grabplatten auf dem Boden und an den Wänden ab. Besonderen Eindruck hinterlässt die wie ein Schwalbennest an der linken Seite das Kirchenschiffs hängende Hauptorgel - für ihre 30 Tonnen Gewicht und 16 Meter Höhe bei fünf Stockwerken wirkt sie sehr filigran.
 
Nach Besichtigung von Kreuzgang und Domgarten ging unter sachkundiger Führung der Weg durch die Altstadtgassen zur Konstantin-Basilika, einem weiteren "Muss" für jeden Trier-Besucher. Ursprünglich, anfangs des 4.Jhdt., als Audienzhalle für Kaiser Konstantin erbaut, dient sie heute u.a. als evangelische Kirche. Die hohen Backsteinmauern mit ihren Bogenfenstern ragen 36 Meter in die Höhe bis zur freitragenden Holzdecke. Das imposante Bauwerk lässt, trotz zahlreicher Umbauten über die Jahrhunderte und das Bombardement im Zweiten Weltkrieg hinweg, immer noch die hohe römische Baukunst erahnen.
 
 
Nach so viel Kultur und Geschichte bot die anschließende Einkehr im Cafe "Zur Steipe" am Hauptmarkt beim allgemein als sehr lecker gelobten Kuchen und Getränken die Gelegenheit zur "Nacharbeit" des Gesehenen und Gehörten, bevor man sich auf den Weg zu den Unterkünften begab.
Die Abendveranstaltung in Form eines festlichen Abendessens konnte dankenswerterweise und trotz anfänglicher Bedenken seitens der Hausleitung im Tagungszentrum des Brüderhauses stattfinden. Das ist erwähnenswert, weil - man mag es kaum bei der so reichlichen Hotellerie und Gastronomie Triers glauben - im Rahmen der Vorerkundung keine andere „Location“ gefunden wurde, in der man bei unserer Anzahl angemessen und in einem einzigen Raum „barrierefrei" hätte bewirtet werden können. Da eine solche festliche Veranstaltung in der Kantine des Brüderhauses höchst selten ist, zudem Herrschaften unseres Alters eher auf den Krankenstationen des Hauses vermutet werden, zogen wir einige Aufmerksamkeit auf den Fluren auf uns. So wurden zwei junge Männer im Gespräch über uns "belauscht", …"ach, da treffen sich ehemalige Kriegsteilnehmer der Luftwaffe ...". Ich hoffe, nicht er einzige zu sein, der das als Kompliment verstand.
 
 
Die Krankenhausküche zeigte sich bei der Bewirtung von ihrer allerbesten Seite: Von Diät, Schonkost, Haferschleim keine Spur. Dafür wartete sie mit einem Vorspeisenbuffet und reichhaltigen Buffet-Hauptspeisen von Steak über Lachs, von Pasta über Kartoffeln bis zu Gemüse und Salaten auf. Natürlich konnte man auch zwischen verschiedenen Nachspeisen wählen. Und im Gegensatz zu den Krankenstationen servierte uns das durchweg freundliche Bedienungspersonal auch Bitburger oder den hauseigenen Riesling „Vereinigte Hospizien“.
 
 
Wie in den Vorjahren üblich, wurde auch an diesem Abend durch unseren Sprecher das Geheimnis des nächsten Veranstaltungsortes gelüftet: Zu diesem Zeitpunkt war zwar der Harz als Region gesetzt, aber die Festlegung auf Wernigerode oder Quedlinburg noch offen. Inzwischen kennen wir die Entscheidung für Wernigerode, wo wir, von vielen Kameraden als Vorteil gesehen, allesamt in einem Tagungshotel unterkommen können.
 



 
Die Dankesworte unseres Ehrensprechers, GenMaj a.D. Poschwatta, an das Organisationsteam Webels/ Ploeger und ihre Damen beendeten den offiziellen Teil des Abends: "... das bewährte Team hat wie gewohnt ein gutes Händchen bei Programmgestaltung und Organisation bewiesen, ... es hat Zittern und Bangen über Zu- und Absagen sowie Unwägbarkeiten verschiedener Art aushalten müssen ...".
 


Diesem Lob und Dank schließen wir uns alle an und freuen uns auf ein schönes Wiedersehen in Wernigerode!
 
Mittwoch, 14. September 2022

Mit respektablen 72 Teilnehmern begann das Fakultativprogramm am späten Vormittag des zweiten Tages am Trierer Schiffsanleger "Zurlaubener Ufer", einem früheren kleinen Fischerdorf. Das Ziel: Mit einem Ausflugsschiff auf Mosel und Saar nach Saarburg. Die zweistündige Fahrt (einfache Strecke) ging bei gutem Wetter zunächst moselaufwärts durch Trier hindurch. Rechterhand hoch auf dem Steilufer die 40 Meter hohe Mariensäule, links das Krahnenufer mit seinem alten drehbaren Tretkran, unter der Römerbrücke - der angeblich ältesten Brücke nördlich der Alpen - hindurch und vorbei an den Gemäuern der Abtei St. Mathäi ging es zügig in die Schleuse Trier, wo wir mitsamt Schiff auf "Niveau" gebracht wurden. Bei Konz folgte Kurs nach Süden in die Saar und die gemächliche Fahrt führte weiter durch durch eine üppig grüne Flusslandschaft, teilweise von Weingärten durchbrochen, zur Schleuse Kanzem. Erneut das interessante Schauspiel des Hebens und, obwohl die Schleusen knapp 200 Meter lang und gut 12 Meter breit sind, hatte mancher das Gefühl zwischen den hohen Schleusenmauern zerquetscht zu werden.
 
 
Bald kam die über 1000 Jahre alte Saarburg als Namensgeberin der Stadt mit dem Schiffsanleger an ihrem Fuß in Sicht. Auf dem Fußweg in die Stadt hinein ging es zunächst an alten Fischer- und Schifferhäusern vorbei, bevor der für manche Teilnehmer/innen beschwerliche Aufstieg in die Oberstadt zu bewältigen war. Da die Saarburger Innenstadt sehr kompakt ist, konnte man während des zweistündigen Aufenthalt neben dem Sightseeing auch noch in einem der Straßenrestaurants rechts und links des Leukbachs einkehren. Unvergessen bleibt die Hauptsehenswürdigkeit Saarburgs, der Wasserfall der Leuk, der sich zwischen Ober- und Unterstadt mit Getöse knapp 20 Meter in die Tiefe stürzt.
 
 
Die Rückfahrt nach Trier konnte man anfangs noch an Oberdeck genießen, aber wenige Kilometer vor der Mündung der Saar in die Mosel verfinsterte sich der Himmel zu einem heftigen Gewitterregen. Alle Wünsche, ihm beim Ausschiffen zu entgehen, blieben Wunschdenken, und der Starkregen begleitete uns noch bis zu den Autos oder in die Stadt. Leider fielen dabei viele Verabschiedungen buchstäblich ins Wasser.

 
 
Schade, ...aber man sieht sich bestimmt wieder in Wernigerode, …gesund und mit hoffentlich einigen "Neuzugängen" in unserer Runde!  
 
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