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Treffen 2021

Unsere Treffen
Jahrestreffen in Fürstenfeldbruck
01. - 02. September 2021
 
von Oberst a.D. Eckard Wiegand
Das Treffen 2021 - Corona zum Trotz!
 
 
Endlich konnte das bereits für 2020 geplante Treffen im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, der "Wiege" der inzwischen 65 Jahre "jungen" Luftwaffe, beim Gastgeber Offizierschule der Luftwaffe verwirklicht werden!  Vorausgegangen war ein schwieriges, zum Teil sorgenvolles Jahr.  Da wir alle keine jungen Adler mehr sind, ging bei vielen Kameraden in 2020 die Sorge um, ob ein Treffen verantwortbar sei.  Unsere Organisatoren haben eine Lagebeurteilung angestellt und klug die Verschiebung um ein Jahr entschieden, obwohl für 2021 in Trier alle bereits Arrangements getroffen waren.  Auch die OSLw verlängerte die Zusage ihrer Unterstützung auf 2021.  Dank dafür an den Schulkommandeur, unseren Führungsdienst-Kameraden BrigGen Michael Traut, und an den unseren Besuch "ausführenden Kommandeur", BrigGen Scheibl, beim Treffen vertreten durch O Eckstein.

"Fürsty" -  nicht nur "Wiege der Luftwaffe"  (sondern auch für viele von uns "Wiege" der Offizierlaufbahn)
 
 
Gestatten Sie mir, dass ich einige persönliche  Gedanken, Eindrücke wiedergebe, die mir von der Dienstantrittsfahrt Anfang Oktober 1968 und von den ersten Wochen im OABtl in Erinnerung sind und die auf dem Weg zu unserem Treffen als "Film" vor meinem inneren Auge abliefen.  Wahrscheinlich ist auch von den Kameraden, die als OA aus der Truppe, vom Heer usw. zum OABtl kamen, das Ankommen in Fürsty anders empfunden worden.  Unsere älteren Semester haben an anderen Standorten begonnen – aber ich vermute, die Erlebnisse, die Erinnerungen werden ähnlich gewesen sein.
 
 Voller Neugier auf die zu erwartenden Herausforderungen, aber auch in Sorge, ob diese bestanden würden, ob die Entscheidung zum OA mitten im Kalten Krieg richtig war, ging es gen Fürstenfeldbruck.  Auf der BAB bei Ingolstadt sah ich auf den Wiesen rechts der Autobahn Soldaten in „Schützenreihe“ und „Schützenrudel“ (wie ich in den Folgewochen lernte).  Bis dahin war der Abschied vom Elternhaus und von den Freunden im Kopf, hier war der "point of no return".
 
Die Hauptwache am Fliegerhorst: Beeindruckt von richtigen Soldaten im Großen Dienstanzug (Gänsehaut). Man wusste, wer erwartet wurde. Der Weg zum Kilometerbau wurde angewiesen.  Dort, bei der 2. Kompanie, Empfang durch den UvD und GvD, Zuordnung zum III. Zug, 12. Gruppe, nicht nach irgendwelchen Sozio-Kriterien oder Neigungsgruppen sortiert, sondern einfach nach Alphabet.  Keine Plätzchen zur Begrüßung (wie in Erndtebrück gut 10 Jahre später bei der Grundausbildungskompanie "Nord" - erfolglos - versucht), kein hochkarätiges Empfangskomitee, kein Firlefanz zur Begrüßung, korrekte Behandlung.  So wurde Militär organisiert, ohne Rücksicht auf individuelle Erwartung und Präferenz; so wurden u.a. die Flieger (OA) Stieglitz und Wiegand nach Alphabet für das folgende halbe Jahr in der 12. Gruppe zu einer Kampfgemeinschaft "erkoren".  Hat es uns geschadet?
 
Was heute kaum bekannt ist: Manche Kameraden waren nicht Flieger (OA), sondern Kanonier (OA).  Erst mit der Beförderung zum Gefreiten wurden wir eins im Dienstgrad.
 
In den folgenden Tagen dann Einkleidung: Der Weg zur Bekleidungskammer war weit, aber immerhin konnten wir unsere - nach heutigen Maßstäben spartanische - Ausrüstung noch selbst in einem Gang tragen: Seesack auf dem Rücken, Rucksack vor der Brust, Stahlhelm auf dem Kopf und anderes Gerödel am Langen Arm.  Erinnert Ihr Euch noch?
 
Bald nach der Einkleidung und den ersten Instruktionen "Antreten in verschiedenen Uniformen", hektisch, streng, aber fair!  Gefechtsausbildung Hasenheide, Marsch mit Gesang (aus einem unzensierten Liederbuch Bw - gottlob war UvdL damals noch nicht IBuK(in) ) um den Kilometerbau (von den Alten hörte man "...eine Armee, die nicht singt, taugt nichts..."), Mob-Alarme in den folgenden sechs Monaten - bei der "Mondscheinkompanie" zumindest gefühlt etwas mehr, als in den drei übrigen Kompanien - mit anschließenden Sicherungslagen, Nachtmärschen usw.  Die Grußabnahme als Voraussetzung für den Ausgang in Uniform mit Luftwaffenschwingen und Sternen an den Unterarmen, den orangefarbenen Biesen an der Hosennaht, in der wir uns stolz zuhause zeigen wollten!
 
 Die Vereidigung im angetretenen Karree auf dem Ex-Platz mit Musikkorps: Der Höhepunkt der ersten Monate als Soldat.  Für damalige Verhältnisse fortschrittlich, konnten sogar Angehörige dazu eingeladen werden.  Wenige waren dabei, ja, viele mehr wären gerne gekommen (unsere Väter waren ja kriegsgedient), aber die Lebensumstände, die Entfernungen und oft die finanziellen Gegebenheiten erlaubten das damals nicht.
 
Diese und ähnliche Erinnerungen sind vermutlich vielen von uns beim Eintreffen im Fliegerhorst um die Mittagszeit des 1. September in den Sinn gekommen und haben uns als "Hintergrundmusik" während des folgenden Programmes begleitet.  Unsere älteren Kameraden, die ihre Offizierausbildung in Faßberg und an anderen Standorten begonnen haben, werden es ähnlich erlebt haben.
 
Hoffentlich kann unser Senior, GenMaj a.D. Poschwatta, in Trier zu seinen Erlebnissen von 1958 berichten!
Mittwoch, 1. September  2021
 
 
Im Offizierheim hatten die Organisatoren um GenLt a.D. Ploeger, Hptm a.D. Webels und OberstLt a.D. Marks mit Unterstützung ihrer Damen das Einchecken in bewährter Weise vorbereitet und so konnte man schnell an der vertrauten Bar und auf der Terrasse bei Imbiss und Getränken die ersten Neuigkeiten im Kameradenkreis austauschen - nach zwei Jahren gab es einiges zu berichten.


Mit Zustimmung der Hausherren und weil wir alle alters- (und vernunft-) bedingt bereits gegen Corona geimpft waren, wurde das Offizierheim zur "Blase ohne Masken" erklärt, was von allen Beteiligten gerne als Erleichterung angenommen wurde.  Bei bestem Wetter versammelte man sich anschließend zwanglos zur Begrüßung.  Da wurde es mit knapp 100 Damen und Herren auf der Terrasse eng.  Erstmals wurden die Neuzugänge in unserer Runde namentlich begrüßt: GenLt a.D. Leinhos, Oberstlt a.D. Schmidt, Hptm a.D./StHptm d.R. Rottenfußer. Denn das erleichtert den erstmalig teilnehmenden Kameraden den Einstieg.
 
Das offizielle Programm, zunächst noch gemeinsam mit unseren Damen, startete im "Blauen Salon" des Casinos. Traurige, aber unverzichtbare Pflicht unseres Sprechers war wieder das Gedenken unserer in den vergangenen zwei Jahren verstorbenen Kameraden.  Fünfzig Namen (!) wurden aufgerufen - so viele wie nie zuvor!  Da waren sie wieder, die Gänsehaut, Wehmut und Erinnerungen an vergangene gemeinsame Jahre mit allen Höhen und Tiefen!
 
Weiter ging es mit der „militärischen Weiterbildung“ für die Herren, während die Damen zu ihrem eigenen Programm "abrückten".
Die Offizierausbildung heute

Oberst Eckstein, Leiter Schulstab und Stellvertreter des Schulkommandeurs, begrüßte als Gastgeber und stellte die "Offizierausbildung in der Luftwaffe heute" vor.

Mit gut bebildertem, lebhaftem Vortrag informierte O Eckstein über "facts and figures" der seit 1977 in FFB stationierten OSLw und ließ uns in kameradschaftlichem Vertrauen auch hinter manche Kulissen schauen.  So wie bei fast allen Fachvorträgen vorangegangener Treffen stellt man alleine bei Begriffen, Abkürzungen usw, aber auch bei Inhalten, Ausrichtung, Schwerpunkten fest, dass manches zeitlos geblieben ist, in vielen Dingen aber auch Veränderungen im Laufe der Jahre eingetreten sind, die uns fremd sind und die wir vielleicht auch anders bewerten.
Bei einer Stammpersonalstärke von etwa 400 durchlaufen ca. 2.580 Lehrgangsteilnehmer (!) in vielfältigen Lehrgängen jährlich die heutige OSLw.  Das Spektrum reicht von der klassischen "Erstausbildung" der OA (drei Lehrgänge pro Jahr) mit einem Frauenanteil von 20 % sowie weiteren Laufbahnlehrgängen für OffzMilFD, Reserveoffiziere und Seiteneinsteiger über Lehrgänge für zukünftige Chefs und Kommandeure Lw bis hin zu zahlreichen Weiterbildungs- und Ergänzungslehrgängen.  Am Beispiel eines Berufsoffiziers in der Laufbahnspanne vom OA bis zum Oberst wurde eindrücklich der von der OSLw zu deckende Lehrgangsbedarf dargestellt.
Die eigentlich großen Herausforderungen an die OSLw heute bestehen (nach meiner Wahrnehmung) darin, Berufsvorstellung und Erwartungen der OAs mit den Anforderungen der Luftwaffe zur Deckung zu bringen, die nicht homogenen Schul- sowie Berufsabschlüsse und die individuellen Lebenswege des Offiziernachwuchses zu einem gemeinsamen Abholpunkt wie auch erfolgreichen Abschluss zu führen, Seiten- und Quereinsteiger einzuphasen und dabei eine bisher ungekannte Alterspanne zu berücksichtigen (bisher ältester OA TrD 53 Jahre; Seiteneinsteiger 61 Jahre; ResOffzAnw knapp unter 60 Jahre!).  Die Flexibilisierung der Laufbahnverordnungen zur Sicherstellung des Personalbedarfs, neue Herausforderungen wie Cyber War mit Gewinnung von Spezialisten, fordern ihren Preis.  Dazu noch - leider - ein Problem in unserem Land: Auch der Offiziernachwuchs entstammt z.T. bewegungsfernen Gesellschaftsschichten.  Bei allem muss die Identitätsbildung "Luftwaffe" im Focus bleiben; früher kein Thema, seit einigen Jahren aber schon, denn Luftwaffenuniformträger werden in größerem Umfang TSK-fern u.a. bei der SKB, CIR usw. eingesetzt (ein gutes Drittel).
Die Ausbildung des Offiziernachwuchses soll fordern und attraktiv bleiben: Die Überlebensausbildung in Pfullendorf fordert Mann/Frau, soll Sinn für Kameradschaft, Kampfgemeinschaft, aber auch Selbstvertrauen im Kampf gegen den in allen Generationen bekannten "inneren Schweinehund" fördern.  Die Nichtteilnahme/das Nichtbestehen dieses Ausbildungsabschnitts ist zwar kein "KO-Kriterium", fließt aber in die Abschlussbewertung mit ein.  In allen Disziplinen gilt der Spagat "Fordern - nicht Unter-, aber auch nicht Überfordern“.  Die in die Ausbildung eingebaute Segelflugausbildung mit der Möglichkeit die entsprechende Fluglizenz zu erlangen, ist natürlich ein "Schmankerl", das wir älteren Semester uns als OA gewünscht hätten.  Teambildung (früher Formung Kampfgemeinschaft genannt) besitzt einen hohen Stellenwert; auch hat "Computer-Gaming" Einzug in die moderne Offizierausbildung gehalten.
Nach bestandener Ausbildung wird heute das frühere Lehrgangszeugnis als "Offizierspatent" oder als "Offiziersurkunde", verliehen, in Abhängigkeit von den erbrachten Abschlüssen.
Der Zukunftstandort Roth, an dem die OSLw eigentlich schon im Jahr 2017 stationiert sein sollte, durfte beim Vortrag nicht fehlen.  Als Zieldatum gilt inzwischen 2024.  Ja, man könnte an den neuen Standort umziehen, schließlich stehen schon die Unterkünfte und auch die Privatparkplätze sind fertig.  Aber: Baubeginn für Wirtschaftsgebäude, Kantine, Lehrsäle, Stabsgebäude... wird 2026 sein, mit erhoffter Fertigstellung 2028! BER lässt grüßen.
Was bleibt von Fürsty, der Wiege der Luftwaffe, nach Aufgabe des Standorts? Diese Frage hat wohl alle schon im Vorfeld unseres Treffens beschäftigt.  Aus Zeitgründen konnte im Vortrag nur kurz darauf eingegangen werden, daher ergänze ich teilweise mit weiteren Informationen.
Militärische Truppenteile/Dienststellen wird es in FFB nicht mehr geben.  Es verbleibt das Ehrenmal zum Gedenken unserer Gefallen und Toten der Luftfahrt, in Betreuung der Stadt! (In Roth soll es künftig auch ein Ehrenmal geben, im Kommando Luftwaffe wird aber auch über Berlin nachgedacht).  Weiterhin sollen folgende Objekte/Gebäude unter Denkmalschutz bleiben: Ehemalige Luftkriegsschule (das komplette "U" mit Kinosaal etc), "unser" Kilometerbau, Offizierheim, Schwimmhalle mit alter Sporthalle, ursprüngliche Feldwebelwohnheime (3 Bauten von Wache Richtung Offizierheim), Halle 4 und - man staune: Das Ensemble OSLw ("Blaues Palais") nebst Heizkraftwerk. (Anm. d. Verf. aus meiner Zeit als Stationierer Lw: Der blaue Komplex OSLw war wegen Unsanierbarkeit der Ausgangspunkt für die Verlegungsplanung-/Entscheidung der OSLw !).
Wer den Denkmalschutz finanziell und betreuerisch stemmen wird, ist nach meiner Kenntnis offen.
Zeitzeugenbericht
 
 
Zeitzeugenberichte sind seit ihrer Aufnahme in das Standardprogramm ein "Renner" geworden. So wollte unser Ehrensprecher, GenMaj a.D. Poschwatta, zu seiner Offizierausbildung 1958 berichten. Durch Krankheit leider verhindert, fiel dieser Beitrag aus.  So wissen wir an dieser Stelle nicht, was besser war, was zeitlos geblieben ist.
 
Zeitlos bleibt Kameradschaft und so übernahm Oberstlt a.D. Rößler kurzfristig diesen Slot mit seinen Erinnerungen an die spannende Tätigkeit als Leiter der Luftraumkoordinationsstelle (LuKo) von 1990 bis 1994. Als Folge der 2+4-Verträge war der Abzug der sowjetischen Streitkräfte mit über 500.000 Militär- und Zivilpersonen nebst riesigen Mengen an Kampfgerät, Munition, Material zu planen, zu organisieren und durchzuführen. Gleichzeitig aber mussten für die Luftstreitkräfte, in dem nunmehr unter deutscher Hoheit stehenden Luftraum über den "fünf neuen Ländern", Regelungen greifen, wie einerseits die in der Übergangszeit noch stattfindenden fliegerischen Aktivitäten der sowjetischen LuSK mit denen der Bundeswehr und auch der zivilen Luftfahrt zu koordinieren waren.
Dies führte zur Einrichtung der LuKo (ursprüngliche Idee "Zentrum zur Leitung der Flüge") auf dem seit kaiserlichen Zeiten ununterbrochen genutzten Militärareal Wünsdorf-Zossen.  Bereits vor der Wende bestand hier eine durch Sowjetische LuSK und NVA gemeinsam betriebene Dienststelle mit ähnlichem Auftrag, die Vereinigte Leitzentrale 14, deren Kommandeur immer von der 16. (Front-)Luftarmee kam.
Als erfahrener Flugsicherungsstabsoffizier für eine solche Aufgabe prädestiniert, wurde unser Kamerad Rößler sehr kurzfristig ausgewählt und in Marsch gesetzt.  Wie in dieser turbulenten Zeit bei "Ost-Kommandierungen" anfänglich meist die Regel, waren viele organisatorische Fragen, Details zum Auftrag usw. offen.  In seinem speziellen Falle aber war es noch spannender:  Es ging in das etwa 12 mal 12 km große Sperrgebiet, in die Militärstadt Wünsdorf-Zossen, immer noch seit Kriegsende 1945 russisches Hoheitsgebiet unter Führung eines sowjetischen Generals.  Hier galten keine deutschen Gesetze und Regeln, keine deutschen Polizei- oder andere staatlichen Dienststellen.  Deutsche waren fremd, mit Ausnahme des NVA-Anteils der Vereinigten Leitzentrale.  Eindrucksvoll und nach langer Zeit immer noch ergriffen von den Umständen, wurde diese Reise ins Ungewisse geschildert.  Ein "Wessi" unter 60.000 fremden Militärs!
(Anm. d.Verf.: Von anderer Seite erfuhr ich einmal, dass man hatte große Bedenken hatte, dass die Bundeswehrkameraden zwar in dieses militärische Heiligtum der Russen rein- aber nicht wieder rauskommen würden).
Nachdem die anfänglichen Berührungsschwierigkeiten überwunden und organisatorischen Fragen geregelt werden konnten, ergab sich in der Folge eine gute, vertrauensvolle, teilweise sehr kameradschaftliche Zusammenarbeit.  Mit Bildern und an verschiedenen Beispielen wurde auf den Wert von Symbolik als Grundlage guter Zusammenarbeit hingewiesen.  So erzeugte die Schilderung über die Improvisation einer "Bundesdienstflagge", die für die Diensträume wichtig erschien, für Heiterkeit: Da eine offizielle nicht verfügbar war, mittels einer Fußballfahne, bei der der Adler in die falsche Richtung blickt.

Wenn man sich einige Fakten vor Augen hält, wird die Notwendigkeit und Wichtigkeit der LuKo sehr deutlich: Im Zeitraum des Abzugs der SU-LSK aus Deutschland wurden 90%  des Luftraums durch diese beansprucht; der restliche Luftraum stand für zivile und Bundeswehr-Flugbewegungen zur Verfügung.  Etwa 1.500 militärische Luftfahrzeuge operierten immer noch von 35 sowjetischen einsatzbereiten Flugplätzen aus.  Zuzüglich war das Flugaufkommen der übernommenen NVA- und der "Verdichtungs"-Flugplätze zu koordinieren.  So mussten täglich 500 bis 600 Flüge entflochten werden.  In den interessanten Schilderungen und Einblicken in die Betriebsabläufe der LuKo in "unsicherer" Zeit wurde auch an die Unwägbarkeiten des Truppenabzugs erinnert und der Bogen geschlagen zur Festsetzung Gorbatschows in der Ukraine, zu den politischen Ereignissen in Moskau, mit Bildern, die Jelzin auf einem Panzer stehend zeigen.
Wieder einmal wurde uns durch einen Zeitzeugen vor Augen geführt (wie in Dresden durch unsere Kameraden Fiegle über Prag 1989 und Westhoff CSSR 1968), dass wir selbst auch Zeugen waren, wenn Schicksalsfragen unseres Landes am "seidenen Faden" hingen.  Die Sicherstellung der Haupttransitroute für die abziehenden sowjetischen Besatzungstruppen war "paramount"; ja keinen Anlass bieten zur Verzögerung des Abzugs! (Anm. d. Verf.: Da wurde auch von den Zollbehörden, der Polizei, der FluSi und den Radarführern manches Auge zugedrückt, wenn im Berliner Raum Luxuslimousinen verschwanden und z.B in Sperenberg ominöse nächtliche Flugbewegungen erfolgten).
Bei der Auflösung der LuKo im April 1994 durch GenLt Kuebart und Gen Karasenko konnte man dankbar auf  vier Jahre unfallfreie Zusammenarbeit zurückblicken, in denen eine halbe Million Flugbewegungen (davon "ganze" 12.500 zivile und 6.500 der Bw) erfolgreich koordiniert wurden!  Sehr dankbar muss man auch auf diesen Teilaspekt der Wiedervereinigung zurückschauen - unvorstellbar, einen solchen Prozess auf die heutige Situation mit einem Säbel rasselnden "Zar Putin" zu übertragen!  Wie froh müssen wir sein, dass er damals in Dresden als Oberstleutnant des Geheimdienstes noch keine Erste Geige spielte!
Wie läuft die Unterstützung in der Luftwaffe heute?

Im nächsten Vortragsteil: "Wie läuft die Unterstützung in der Luftwaffe heute? führten uns Oberst Lörch, Kommandeur Waffensystemunterstützungszentrum1 (Manching), und Hauptmann Penn, eingesetzt in der Instandsetzungskooperation Lw-Industrie, aus der Vergangenheit zurück in die diffizile, sehr vielschichtige Realität der Luftwaffentechnik und -logistik.  Die mit "Herzblut" und sehr anschaulichen Bildern vorgetragenen Themen erforderten volle Konzentration, vor allem von Nicht-Technikern/Logistikern.  Trotzdem versuche ich als Berichterstatter einen Überblick zu geben.

Auf die Unterstellungsorganisation gehe ich nicht ein, weil wir die Gliederung und Kommando-Namen der uns noch vertrauten Lw heute kaum wiederfinden und die Strukturreformen unbeständig sind. (Ich kann mir eine Beobachtung aus dem nahegelegenen StO Idar-Oberstein nicht verkneifen: Das dort in einer Reform entstandene "Ausbildungszentrum für die Teilstreitkraft-übergreifende indirekte Feuerunterstützung" darf sich per OrgBef seit 01.04.2021 wieder "Artillerieschule" nennen - kein Aprilscherz!)
 
Die Einsatzlogistk der Lw besteht einerseits aus der in den Einsatzverbänden (10 FlgVerb, 1 FlaRakVerb, 2 EinsFüVerb und 1 ObjSVerb) vorhandenen "Organischen Logistik", uns als TGrp, TKp/Stff usw. bekannt.  Das zweite Standbein ist die "Waffensystemlogistik", bestehend aus den WaSysUstgZ 1 (Manching) und WaSysUstgZ 2 (Diepholz). Hinzu kommen die "TechnAusbZ Nord und Süd".
Die insgesamt etwa 11.000 Dienstposten der Einsatzlogistik teilen sich in 8.000 "organisch" und 3.000 "waffensystemisch" auf.
 
WaSysUstgZ 1:
 
Dessen Betreungsbereich umfasst hauptsächlich die Kampfflugzeuge der Lw.  Die InstZ 11 (Manching), 12 (Ummendorf), mit InstKoop R&S (Rellingen), 13 (Landsberg), decken die Instandhaltung und Instandsetzungskooperation aller Lfz-Komponenten ab von Zelle, Waffen, Rettungssystemen, Hydraulik, Avionik bis Elektronik.  Für alle Fachbereiche sind (mobile) Unterstützungs- und Prüftrupps vorzuhalten, die für die Fliegenden Verbände im In- wie Ausland unverzichtbar sind.  Das SysZ 14 (Manching) hingegen ist mit Schwerpunkt für die Softwarepflege und -änderung für Tornado und Eurofighter zuständig.  Die Instandsetzungskooperation für Kampfflugzeuge stellt eine interessante Besonderheit dar (wie uns Hptm Penn in seinem Vortragsteil schilderte).
 
WaSysUstgZ 2:
 
Beim WaSysUstg 2 findet man sich als Führungsdienstler wieder heimischer, denn dessen Aufgabe besteht auch in der System-Unterstützung der Führungsdienste.  Mit dem SUZ 23 (Wunstorf) werden die FlaRakVbde unterstützt, dem SUZ 24 (Trollenhagen) fällt die Betreuungsverantwortung für Radare, Bodenfunkanlagen, Kommunikations-, Navigations- und IT-Anlagen zu.  Das SUZ 25 (Erndtebrück) steht für die speziellen Belange des EinsFüDst zur Verfügung.  Die besondere Herausforderung für das WaSysUstgZ 2 besteht in der unüberschaubaren (teilweise sehr langlebigen) Vielfalt der bodengestützten Systeme verschiedener Generationen und deren Vernetzung bei unterschiedlichen Standards, oft industriell nicht mehr versorgbar.
 
Häufig ist die Einsatzbereitschaft der betreuten Verbände nur mit Improvisation, ad hoc-Lösungen oder selbst hergestellten Bauteilen aufrecht zu erhalten. Auch hier stellen Unterstützungsteams die Einsatzbereitschaft in der Fläche, wie auch im Auslandseinsatz sicher.
Dem Außenstehenden verschließt sich die Logik, warum Waffensystemunterstützungsteams für Hubschrauber, Transport- und Sonderluftfahrzeuge ausgerechnet dem WaSysUstgZ 2 zugeordnet wurden.
 
Kooperation Luftwaffe - Industrie
 
Eingebettet in die Ausführungen des Kdr WaSysUstZ 1 trug Hptm Penn zur "Instandsetzungskooperation Kampfflugzeuge" von Luftwaffe und Industrie vor.  Seit 20 Jahren werden hier in vertrauensvoller Zusammenarbeit und unter Nutzung von Synergieeffekten etwa 75 Soldaten mit je 1.110 Mannstunden pro Jahr zu Airbus abgestellt, um gemeinsam mit deren Mitarbeitern die komplexe Luftfahrzeuginstandsetzung, hauptsächlich der Zelle vom in die Jahre gekommenen Tornado, wie auch des Eurofighter (unter wirtschaftlicher Gesamtverantwortung der Industrie), durchzuführen.  Aufgaben, die früher unsere Werften erledigten.  An einigen Beispielen, beispielsweise an den Arbeitsabläufen in Instandsetzungsdocks, wurde dargestellt, dass der Kooperationsbeitrag der Lw durchaus zu kürzeren Instandsetzungszeiten und damit zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft beiträgt.  Für die Lw bestehen insgesamt trotz der Kompromisse, die eingegangen werden mussten, die Vorteile dieser Zusammenarbeit darin, dass mit wenigen Soldaten die Einsatzbereitschaft gefördert, zugleich auf spezielle Kompetenzen des Flugzeugherstellers zurückgegriffen werden kann, ein Beitrag zur Beurteilungs-, Erkenntnis- und Forderungsfähigkeit (Blick hinter die Kulissen) geleistet wird und eine gewisse Rekonstitutionskompetenz erhalten bleibt! Letztere gewinnt angesichts der sicherheitspolitischen Entwicklung besondere Bedeutung.  Die Zuhörer waren sich in der Bewertung seines Vortrags einig: "Chapeau, Hptm Penn, weitermachen!"
 
  
Zurück zu Oberst Lörch
 
In seinem Vortrag über die Vorstellung der technisch-logistischen Unterstützung der Luftwaffe ging er auch auf die besonderen Herausforderungen ein, die mit Auslandseinsätzen verbunden und in ihrer Vielschichtigkeit kaum bekannt sind.  So ändern sich Verantwortlichkeiten von der Basislogistik Lw im Inland zur Streitkräftebasis im Einsatzland, wo Flg-., LV- EinsFü- Kontingente mit den aus allen Teilstreitkräften zusammengeführten Kräften und Fähigkeiten zur Einsatzunterstützung der Luftwaffe notwendig sind: SAN, EOR/EOD, ObjS, POL, CIR, MET, FIRE/RESCUE.  Auch hier kommt den mobilen Unterstützungstrupps des WaSysUstgZ eine besondere Bedeutung zu.
 
Der Ausblick auf teilweise schon laufende und zu erwartende Projekte lässt sich mit den Stichworten C 130 J, Nachfolge Tornado und Patriot, Schwerer TrspHubschr, Drohnen, Nah-/Nächstbereichsschutz skizzieren, und die zukünftigen Herausforderungen an die Waffensystemunterstützung sind erkennbar.
 
In meiner persönlichen Erinnerung bleiben einige Schlaglichter haften: z.T scherzhaft erwähnt, aber doch allesamt durchaus bedenklich: „Airbus ist der größte Verband der Lw (wegen der Zahl der dort stehenden Flugzeuge)“, ...“es steht viel Geld auf der Folie, das noch gefunden werden muss“, ...“ein vielseitiges Fähigkeitsprofil der Lw wird erwartet und ist der NATO versprochen“, ...“komplexes Getriebe zwischen Lw-BAAIN-Industrie-Zulassungsbehörden“.
Insgesamt war es erfreulich zu hören, wie unsere Unterstützungstruppe mit Sachverstand, Kreativität, pragmatischen Lösungen und innovativen Ansätzen die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe nach besten Kräften unterstützt, wobei sogar manchmal Geld eingespart werden kann.  Wenn Rekonstitutionskompetenz und Alleinstellungsmerkmale erhalten bleiben, ist das erfreulich in Zeiten ständiger Strukturänderungen und Outsourcings.
Das Damenprogramm
 
 
Zeitlich parallel zum Informationsprogramm der Herren verlegten die Damen mit dem Bus über teilweise enge, kurvenreiche Straßen zum Bauernhofmuseum Jexhof  nach Schöngeising.  Ob der Ortsname auf besonders schöne Geißen zurückgeht oder ob die Geißen es einst dort besonders schön fanden, konnte nicht herausgefunden werden.  Das etwa 9 km von FFB versteckt im Wald gelegene Anwesen wäre ohne Ausschilderung kaum zu finden.  Der Jexhof, erstmals 1431 in einer Chronik erwähnt, ist ein alter Bauernhof - eine Einöde, die seit dem Mittelalter im Wald auf einer Lichtung liegt.  In dem historisch gewachsenen Ensemble von etwa einem Dutzend Gebäuden taucht man in das ländlich-bäuerliche Leben vor 100 Jahren ein.  Nach einer Führung durch einen Teil der Gebäude - das ehemalige Wohnhaus noch original möbliert, Scheune und Stallungen mit bäuerlichen Gerätschaften ausgestattet, versammelte man sich bei bestem Wetter auf dem Freisitz zu Kaffee und Kuchen.
Die Abendveranstaltung
 
Beim festlichen Abendessen mit Damen konnten wir noch einmal Casino-Kultur vergangener Tage erleben. Die Tische im ehrwürdigen Großen Saal des Offizierheims waren festlich gedeckt, Servietten in "Waffenfarbe" nebst Speise- und Getränkekarten an den Plätzen ausgelegt, Kerzenlicht - einfach schön!
 
Zur Freude der Radarführer konnte O Sauerborn, obwohl als Kommandeur gerade in der Übergabe-/ Verabschiedungsphase von seiner Lehrgruppe, an unserer Abendveranstaltung teilnehmen.
  
Das im Vorraum hergerichtete kalt-warme Büffet mit Fischleckereien, über Rinderbraten und Aufschnitten bis hin zu verschiedenen Salaten ließ keine Wünsche offen.  Da fehlten auch nicht, wie es sich für die Region gehört, Semmeln, Brezeln, Radieserl, "Semmelnknödeln", Blaukraut oder Bayrisch Creme.  Ein Corona-bedingtes Novum, Aufruf der Tische an das Büffet im Lotterieverfahren, verhinderte das übliche Schlangestehen und Gedränge und so konnten angemessene Abstände eingehalten werden.
 
Das kleine Stammteam des Offizierheims beeindruckte von Küche bis Service durch tadelloses, engagiertes und kompetentes Auftreten!  Freiwillige Fahnenjunker aus den laufenden Offizierslehrgängen unterstützen unsere Veranstaltung als Ordonnanzen.  Mit großer Freude konnte ich beobachten, wie sie sich geweckt, korrekt und freundlich und stolz in unser Programm eingebracht haben.  Und, für mich persönlich unübersehbar, spürbar: Irgendwie zollten sie uns einen besonderen Respekt.  Vielleicht hat man sie vorher eingewiesen, dass sie an diesem Abend mit uns einige hundert Luftwaffen-Offiziersdienstjahre betreuen würden.  Danke, Kameradinnen und Kameraden, danke, Vorstand Offizierheim!
 
 
Leider war dieser schöne Abend wieder einmal viel zu kurz.  Gerne wäre mancher noch an der Bar verblieben, wo man einst schöne Stunden verbracht hat auch sein Verbandswappen an der Wand oder als Aufkleber an Decke und Tresen der Bar wiederfinden konnte.  Ganz aufmerksame Nostalgiker vermissten allerdings auf der Herrentoilette die speziellen "Waschbecken mit den beiderseitigen Griffen" (sind sie evtl. den "ministeriellen Stubendurchgängen UvdL`s", die auch an der OSLw stattfanden, zum Opfer gefallen?).
Donnerstag, 2. September 2021

Fakultativprogramm - Große Schiffahrt auf dem Ammersee

 
Am Donnerstag hieß es "Leinen los": Etwa 30 Autominuten von Fürsty entfernt traf man sich morgens bei bestem Wetter am Schiffsanleger Stegen (Inning) zur Schifffahrt auf dem Ammersee. Immerhin nahmen an diesem gut vierstündigen Programmteil noch 69 Kameraden und Damen teil. In unseren OA-Tagen war dort am Anleger "tote Hose", heute aber muss man früh genug da sein, um noch einen Parkplatz zu ergattern.  Mit dem Schiff ging es dann im Zick-Zack-Kurs über verschiedene Anlegestellen nach Süden, von denen zwei als Zwischenstopp geeignet waren.  Herrsching, mit der Option (für einige besonders fitte) in strammem Fußmarsch das Kloster Andechs zu besuchen, und Dießen am Endpunkt der Schiffsroute (zugleich Startpunkt für die Rückfahrt), mit der Möglichkeit das auf dem Hügel über der Ortschaft gelegene Marienmünster mit seiner herrlichen Barockkirche zu bewundern.  Natürlich gehörte es im Fischerdorf Dießen dazu, eine Fischsemmel, die in vielfacher Art angeboten wurden, zu genießen.
Schlussbetrachtung

Die OSLw hat sich in den bis heute fast 45 Jahren nach Verlegung von Neubiberg an den Standort Fürstenfeldbruck einen Namen gemacht.  Alleine 22.300 Offizieranwärter des Truppendienstes, pro Jahr über 500, das Führungspersonal der Luftwaffe über Jahrzehnte, wurden hier ausgebildet - nicht genannt die übrige Bandbreite von Lehrgängen.
 
Das Treffen in Fürstenfeldbruck ist nach meinem Empfinden mehr ins Mark gegangen als frühere Treffen.  Dort, wo im OABtl die Laufbahn für die meisten von uns begann, liefen Erinnerungen aus Jahrzehnten wieder vor dem geistigen Auge ab, und ich denke für viele Kameraden sprechen zu können:  Danke Fürsty, danke OSLw, dass uns dieser Besuch ermöglicht wurde!

"Bye, bye Fürsty" wäre der übliche Abschiedsgruß. Ich möchte aber "Auf Wiedersehen" wählen, denn wenn ich richtig informiert bin, wird neben dem Ehrenmal der Luftwaffe noch die Sammlung der Traditionsgemeinschaft JaboG 49 hier verbleiben; nicht zu vergessen natürlich das unter Denkmalschutz stehende "Blaue Palais", aus dem - wer weiß - vielleicht ja auch einmal ein Museum für "architektonische Kunst der besonderen Art" wird. Und diese laden zu einem Besuch ein!

Auf ein gesundes Wiedersehen in Trier!
 
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